Am 1. Juli 2018 wurde der Naumburger Dom als ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft und als ein bedeutender Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf die Entwicklung der Architektur in das Welterbe der UNESCO aufgenommen. Nun entsteht im Gebäude der ehemaligen Bischofskurie Domplatz 1 gegenüber dem Naumburger Dom das Zentrum Welterbe. Dieses besteht aus einem Besucherinformationszentrum für das UNESCO Welterbe Naumburger Dom und die Kulturlandschaft an Saale und Unstrut inklusive eines musealen und eines Veranstaltungsbereichs. Hinzu kommt die Wiederherstellung der umliegenden Gartenanlage. Der offizielle Baubeginn erfolgte am 10. März 2023 mit der Übergabe des Fördermittelbescheides des Landes Sachsen- Anhalt und der Bestückung der Zeitkapsel.
„Mit der Errichtung des Zentrums Welterbe können wir die Vermittlung und Stärkung des Welterbegedankens vorantreiben. Es wird ein Ort geschaffen, der die Welterbestätte Naumburger Dom und die umliegende Kulturlandschaft an Saale und Unstrut vorstellt und deren außergewöhnliche Wertigkeit hervorhebt. Darüber hinaus ist es uns ein Anliegen, das Verständnis für kulturelle und geschichtliche Entwicklungen zu fördern sowie ein Identitätsbewusstsein für das Welterbe insgesamt zu schaffen. Vor diesem Hintergrund sollen im Zentrum Welterbe ebenso die weiteren UNESCO-Welterbestätten in Sachsen-Anhalt präsentiert werden“, so der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter, Dr. Holger Kunde.
Tourismusminister Sven Schulze sagt: „Der Naumburger Dom ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler in Sachsen-Anhalt und ein absoluter Besuchermagnet. Für die Region Saale-Unstrut und für Naumburg leistet er einen wichtigen Beitrag zur touristischen Wertschöpfung. Der Welterbe-Titel strahlt zudem national und international aus, die Besucherzahlen sind seither noch einmal gestiegen. Ich bin sehr glücklich, dass wir als Land die Entwicklung des Naumburger Doms weiterhin mit vorantreiben werden und mit dem entstehenden Besucherzentrum und dem Bischofsgarten weitere attraktive Anreize für einen Besuch schaffen.“
Darüber hinaus soll mit dem Zentrum Welterbe zukünftig eine zentrale Informationsstelle für Touristen entstehen. Als bedeutender Besuchermagnet an der „Straße der Romanik“ lockt der Naumburger Dom jährlich tausende regionale, nationale und internationale Besucher in die Region Saale-Unstrut. Mit dem neuen Zentrum soll der Zugang zum kulturellen Erbe der gesamten Region und damit auch die touristische Attraktivität gestärkt werden. Als erster Anlaufpunkt für Besucher werden hier Tickets für den Dom verkauft und weitere buchbare Angebote für Dom und Region angeboten. Zudem werden in einer mehrsprachigen Ausstellung die kulturellen und touristischen Angebote in der Saale-Unstrut Region hervorgehoben sowie die Bedeutung der UNESCO-Welterbestätten in Sachsen-Anhalt als wichtige kulturelle und touristische Highlights herausgestellt. Ferner sollen Fortbildungen, Seminare und Vorträge in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern angeboten werden, die räumlich im Vortragsraum des 1. Obergeschosses sowie im großen Saal des Dachgeschosses ihren Platz finden. Es ist von einer jährlichen Besucherzahl von 150.00 bis 200.000 auszugehen, die das Welterbe-Informations-Zentrum und seinen historischen Garten als zentralen Anlaufpunkt nutzen.
Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Burgenlandkreis, das Land Sachsen-Anhalt und die Friede Springer Stiftung unterstützen die museale Inszenierung in der Bischofskurie.
Die Übergabe des Fördermittelbescheides des Landes Sachsen- Anhalt und die Bestückung der Zeitkapsel am 10. März 2023 stellen den offiziellen Baubeginn des Zentrums Welterbe dar, dessen Fertigstellung für 2025 angedacht ist.
„Im Zuge der Umbaumaßnahmen werden wir eine umfassende Generalinstandsetzung vornehmen“, sagt Dombaumeisterin Prof. Regine Hartkopf. „Aufgrund vieler Umbauten in den letzten Jahrhunderten ist die innere Struktur des Hauses kaum noch erkennbar. Daher werden wir durch verschiedene Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen die originale Substanz des Denkmals stärken.“ An das historische Bischofsgebäude im Domplatz 1 schließt sich der ehemalige Kuriengarten an, der ebenfalls denkmalgerecht saniert und anschließend für die Besucher des Zentrums Welterbe und des Domplatzes kostenfrei zur Verfügung gestellt werden soll.
Die Fördermittelübergabe erfolgt durch Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, und durch Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Investiert werden insgesamt 11,4 Millionen Euro. Das Land Sachsen-Anhalt fördert das Projekt mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Auch der Burgenlandkreis unterstützt die Baumaßnahme mit 800.000 Euro. Es fließen keine Mittel des Strukturwandels in dieses Projekt.
BISCHOFSKURIE
Die Bischofskurie Curia Episcopalis mit romanischem Wohnturm und Kuriengarten ist neben dem Dom und der Ägidienkapelle das historisch wertvollste Ensemble am Domplatz. Sowohl hinsichtlich seiner baulichen als auch kulturgeschichtlichen Entwicklung wirkt es prägend am Platz gegenüber dem Ostchor. Das palaisartige Haupthaus wurde im 16. Jahrhundert unter dem letzten katholischen Bischof Julius Pflug im Stil der Renaissance errichtet. Die Kurie wurde später von Domherren weitergenutzt und mehrfach umgestaltet. Prägende Veränderungen brachten das 18. Jahrhundert (repräsentative Innenräume, Pavillon etc.) und 20. Jahrhundert (entstellende, aber reversible Umbauten zur klinischen Einrichtung). Ein besonderes Kleinod der Gesamtanlage ist der romanische Wohnturm. Dieser geht als Kern der Anlage ins 12. Jahrhundert zurück, wurde vielfach umgebaut und zeigt an seinen Oberflächen ein Höchstmaß an ablesbaren Veränderungen. Im Inneren sind Fragmente wertvoller Malereien erhalten.