In Vorbereitung der Drucklegung der Ergebnisse des wissenschaftlichen Kolloquiums der Vereinigten Domstifter vom November 2022 haben die Autoren Dr. Holger Kunde und Dr. Matthias Ludwig ihren Beitrag „Der Marienaltar im Westchor des Naumburger Domes und seine Altarflügel von Lucas Cranach dem Älteren. Eine kritische Quellenstudie“ vorab auf der Homepage der Stiftung publiziert.
Sie haben anhand der Auswertung der Quellen des Naumburger Domstiftsarchivs zentrale Thesen des von ICOMOS Deutschland für Naumburg ernannten ICOMOS-Monitors, Prof. Dr. Achim Hubel, eindeutig widerlegen können. Insbesondere konnten sie anhand der Rechnungsbücher der Kirchenfabrik des Naumburger Domes detailliert nachweisen, dass das 1520 von Lucas Cranach vollendete Marienretabel für den Marienaltar des Naumburger Westchores geschaffen und dort auch aufgestellt worden ist.
Noch im Dezember 2022 hatte Hubel in der Zeitschrift „Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt“ versucht, nachzuweisen „dass auf dem zentralen Altarblock im Westchor nie ein Retabelaufsatz gestanden haben kann […]“, eine Ansicht, der sich in der Folge ein Teil seiner Kollegen und Präsident Mager von ICOMOS Deutschland anschlossen. Stattdessen verortete Hubel ohne jeden stichhaltigen Beleg den ursprünglichen Standort des Cranach-Retabels im Ostchor des Naumburger Domes. Wie sich nun herausstellt, finden die Thesen Hubels in den Quellen keine Bestätigung. Auch Hubels Leugnung eines antimarianischen Bildersturms im Naumburger Dom am 9. November 1541, dem das Mittelteil des Retabels und weitere Mariendarstellungen zum Opfer fielen, konnte von Kunde und Ludwig anhand aussagefähiger Quellen verifiziert werden.
Der nun vorliegende Nachweis der Errichtung des von Cranach geschaffenen Retabels auf dem Marienaltar des Naumburger Westchores ist unter Einbeziehung der Charta von Venedig von erheblicher Bedeutung für die anstehenden Gespräche zum weiteren Schicksal des Altarprojektes. Noch bis Mitte 2023 ist das Cranach-Triegel-Retabel an das Diözesan-Museum in Paderborn ausgeliehen.